Aufbau des Ungarischkurses
Ungarischkurse leite ich mit den Besonderheiten der Sprache ein (agglutinierend, d.h. mehrere Suffixe werden „aneinandergeklebt“).
Danach nehmen wir die Aussprache der ungarischen Lauten durch. Wir machen phonetische Übungen und hören uns Texte auf CDs an, die wir besprechen und die zugehörigen Aufgaben lösen.
Intonation und Übung der Vokalharmonie sind aus einem Ungarischkurs nicht wegzudenken.
Für das Zurechtfinden des Sprechers ist wichtig, dass wir die höfliche von der informellen Sprache (Siezen und Duzen) unterscheiden.
Nutzer indoeuropäischer Sprachen finden die Verwendung des Akkusativs schwer, weil dieser z.B. aus dem Englischen fehlt, und im Deutschen mit der Deklination der Nomina bewerkstelligt wird (wobei einen extra Akkusativfall nur das Maskulinum besitzt). Der Akkusativ will auch in Bezug auf Personen geübt werden.
Der Genitiv ist auch schwer (es gibt vier Suffixe), Ort- und Zeitbestimmungen werden auch mit Suffixen gebildet.
Ich leite fast jede Sitzung mit phonetischen Übungen ein und / oder mit einem spontanem Gespräch (woher kommst du, was gibt’s Neues).
Manchmal gebe ich einen kurzen Aufsatz auf, damit der Lernende auf die richtigen Fragen kommt.
Wir variieren die Zeitformen regelmäßig.
Danach kann man die Übung des Selbstausdrucks beginnen: Bildbeschreibungen werden gefordert.
Wer den Ungarischkurs als Vorbereitung einer Sprachprüfung besucht, sollte das Hörverstehen üben; wir prüfen das Verständnis eines Textes von CD oder von Gelesenem.
Größere grammatische Einheiten schließen wir mit Zusammenfassungen bzw. Tests ab.
In der Mittelstufe sind als Nächstes die unregelmäßigen Fälle der Konjugation dran, und schwere Abschnitte, wie die Fortsetzung der Verbmodi, z.B. die Konjunktion im Imperativ, der Konjunktiv, die Vergangenheitsform von allen, das Schleifen der unbestimmten und bestimmten Konjugation bis zur sicheren Handhabung.
Dann erweitern wir den Wortschatz mit Dialogen aus dem beruflichen Alltag und mehr Landeskunde.
Wir spielen Telefongespräche durch und verfassen einen formell korrekten Brief.
Die modifizierende Rolle der Vorsilben kann Missverständnisse herbeiführen. Für Deutsche und Englische Muttersprachler ist dies ist allerdings kein Problem, da die Verwendung von Vorsilben ähnlich ist.
Der Wortschatz kann an dieser Stelle mit den übertragenen Bedeutungen der Wörter vertieft werden (z.B. valaki kiborul), sowie mit Wendungen (z.B. beadja a kulcsot) und mit Slang.
Bei der Übersetzung von literarischen Werken und Filmen lassen sich ungarische Übersetzer („Synchrondramaturgen“) viel einfallen – ohne diese Extras würden die meisten Lektüren für ungarische Ohren langweilig klingen. Unzählige sprachliche Wendungen haben ihren Ursprung in Filmübersetzungen.
Im fortgeschrittenen Abschnitt meiner Kurse lasse ich viele Zeitungsartikel lesen und ihren Inhalt erzählen. Tiefere Stadt- und Landeskunde, Kulturkenntnisse und Ausdrücke der volkseigenen Mentalität runden den Ungarischkurs ab.
Was ist unser Kurs?
Wo geht es hin? Das Wort Kurs ist aus dem Lateinischen cursus, was soviel bedeutet wie 'der Lauf, die Bahn'. Beim ersten Treff deklarieren wir Ziele, die den Kurs eine Richtung geben. Grundsätzlich entscheiden sich Schüler aus zwei Gründen für einen Ungarischkurs:
1. Sie wollen die Kultur näher kennenlernen, sind begeisterte Sprachlernende und/oder brauchen die Sprache privat.
2. Sie arbeiten in Ungarn und brauchen die Sprache in der täglichen Berufsausübung.
Ich bekomme oft zu hören: „Verstehen tue ich’s… nur darauf reagieren kann ich nicht.“ Authentische Sprecher nehmen keine Rücksicht auf den Fremden; sie sprechen nicht nur zu schnell, sie vernachlässigen auch die deutliche Artikulation. Um Missverständnisse zu vermeiden, den richtigen Ton zu wählen sollte man die Standardthemen des Buchs auf möglichst viele unterschiedliche Weisen durchspielen, mit möglichst vielen Interaktionsarten, vor allem mit den unterschiedlichen Varianten der Fragen.
Der spezielle Wortschatz in Wirtschafts- oder technischen Sprachkursen sollte man nur auf sichere Fundamente – mindestens Mittelstufenkenntnisse – bauen. Dies geht in der Regel mit einem beträchtlichen Wortschatz- und Phraseologie-Erweiterung einher.
Nach dem Erlernen der Grammatik und ein Wortschatz von etwa 1000 Wörtern, sollte man Mitteln der sprachlichen Ökonomie unbedingt kennen lernen. Phraseologie ist der Köngsdisziplin des Sprachlernens. Phraseologien – oder Idiome – sind auf Vergleiche aufbauende beständige Wortbindungen. Viele Phraseologien (genau wie Redewendungen) sind für den gesamten Kulturkreis typisch, aber es gibt auch nationseigene. Die Verwendung dieser bis heute verständlichen Bildern erweckt das Gefühl unseres Gegenübers, dass wir seine Kultur kennen – was Sympathie schafft.